Begegnungen mit ehemaligen ZwangsarbeiterInnen

Aus der Zusammenarbeit von pax christi und der Arbeitsgemeinschaft für ehemalige ZwangsarbeiterInnen im Evangelischen Bildungswerk Regensburg e.V. ist eine Publikation entstanden.

Diese beispielgebende Dokumentation berichtet über viele Begegnungen von Frauen und Männern aus Belarus (Weißrussland), Polen, Tschechien und der Ukraine mit Mitgliedern der katholischen Friedensbewegung pax christi und der Arbeitsgemeinschaft für ehemalige ZwangsarbeiterInnen.

In neun Kapiteln offenbart sich erzählte Geschichte des Unrechtsregimes der Nationalsozialisten. Schilderungen ehemaliger ZwangsarbeiterInnen zeugen von unvorstellbarem Leid, aber auch von menschlicher Wärme und Solidarität.

Im Vorwort dieses Werkes der engagierten Bürgerinitiative schreibt Heinz Josef Algermissen, Bischof von Fulda und Präsident von pax christi Deutschland, seine tiefe Achtung gelte den Opfern für ihre Bereitschaft, "uns ihre Hand zur Versöhnung zu reichen".

Inhaltsverzeichnis _______________________________________________________________________

Das Buch kann bei pax christi Regensburg bezogen werden.





Die Autobiografie von Inna Bikeschkina,

einer ehemaligen Zwangsarbeiterin in einer deutschen Rüstungsfabrik des NS-Terrorregimes während des Zweiten Weltkriegs, ist ein eindeutiges und bewegendes Zeugnis, welches uns eine Hand zur Versöhnung reicht.

Inna wurde auf der Krim geboren, ihrem Vater, einem koreanischen Arzt, verdankt sie ihre wunderschönen dunklen, mandelförmigen Augen, ihrer Mutter und ihrem Großvater die ausgezeichneten Kochkünste, mit denen sie bis heute ihre Gäste verwöhnt.

Einer ihrer Gäste ist Hana Pfalzová, die aufgrund ihrer Mitarbeit in dem Projekt „Medizinische Hilfe für die NS-Opfer auf der Krim“, durchgeführt von pax christi Regensburg, regelmäßig vor Ort die Bedürfnisse der Betroffenen überprüfte und Spendengelder überbrachte. Sehr schnell entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden Frauen, die schließlich in die Übersetzung der Lebenserinnerungen von Inna mündete.

Nun liegt sie in gedruckter Form vor und überzeugt sowohl durch ihre erzählerische Ausdruckskraft als auch durch ihren Optimismus und Lebenswillen trotz aller Widrigkeiten. Immer wieder blies ihr der Wind ins Gesicht und verhinderte ihre Lebensträume.

Aus dem Vorwort:
„Es gibt eine Zone des Zwielichts zwischen Geschichte und Erinnerung, zwischen der Vergangenheit, über die verallgemeinernd berichtet wird, die für eine relativ leidenschaftslose Betrachtung offenliegt, und der Vergangenheit als einem erinnerten Teil des eigenen Lebens.“ Treffend und prägnant macht der große englische Historiker Eric Hobsbawm, der selbst 1933 aus Berlin vor den Nazis flüchtete, deutlich, was Autobiographien leisten, wie sie Inna Bikeschkina uns hier schenkt. (...)
Die vorliegende Autobiographie erhellt auf eindrucksvolle Weise das Zwielicht, entreißt ein Leben der Dunkelheit, in die es ihre Peiniger nur zu gerne stürzen wollten, und unterstreicht dessen Würde, welche die Unterdrücker mit Füßen getreten haben. Diesen Dienst einer auch öffentlichen Würdigung des Schicksals einer ehemaligen Zwangsarbeiterin hat die Autorin sich selbst, aber auch allen Leidensgenossen getan, die zu solch persönlicher Schilderung nicht in der Lage sind.(...)
Pax christi ist entstanden durch die ausgestreckte Hand, die französische Kriegsgegner den Deutschen nach dem 2. Weltkrieg zur Versöhnung anboten. Dass dies gelingen konnte, ist eine der wunderbarsten und bewegendsten Entwicklungen der jüngeren Geschichte. Erst später konnte die Bitte um Versöhnung auch an die ehemaligen ZwangsarbeiterInnen herangetragen werden. Für viele war es zu spät. Ihre Not bleibt unbekannt und ihre Schicksale vergessen. Ein Vergessen von Schreckenszeiten und der unmenschlichen Schicksale Verfolgter ist jedoch gefährlich. Es birgt die unheilvolle Gefahr einer ähnlichen Wiederholung schon einmal gemachter Fehler. Jede ans Licht gehobene Biographie gemahnt uns an die unveräußerliche Würde des Menschen, rührt uns an und beugt Missachtung vor.

Deshalb unterstützen wir voller Überzeugung den Druck und die Verbreitung der vorliegenden Autobiographie. Sie möge ein weiterer Stein im großen Mosaik der Versöhnung sein, an dem wir alle arbeiten müssen, um unsere gemeinsame Zukunft zu gewinnen.

Max Hutzler
pax christi Regensburg
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Inna Nin, Wind im Gesicht
hrsg. v. Hana Pfalzová
102 Seiten, 14 Abbildungen
ISBN 978-3-86805-609-9
Preis: 15 Euro / Das Buch ist bei pax christi Regensburg erhältlich