Im April 2006 startete in Regensburg das Projekt „Medizinische Hilfe für die NS-Opfer auf der Krim“. Initiiert wurde es von der „Arbeitsgemeinschaft für ehemalige ZwangsarbeiterInnen im Evangelischen Bildungswerk e.V.“ In der Folge übernahm pax christi Regensburg die Fortführung des Hilfsprojektes. In der evangelischen Zeitschrift „Chrismon“ wurde das Projekt vorgestellt. Dank der daraufhin aus ganz Deutschland eingehenden Spenden, war es möglich, zahlreichen NS-Opfern auf der Krim zu helfen. Dabei arbeitete die Regensburger Initiative eng mit dem „Simferopoler Invalidenverein ehemaliger KZ-Häftlinge und Zwangsarbeiter“ zusammen, der etwa 200 dieser Opfer betreut. Die Mitglieder sind ehemalige ZwangsarbeiterInnen und Häftlinge zahlreicher Konzentrationslager, die sich in vielen Ländern Europas befanden, nicht zuletzt auch in Belarus und auf der Krim.



Um die Hilfe schnell und effektiv zu leisten, wurde die Abwicklung möglichst unbürokratisch gestaltet. Dem Invalidenverein auf der Krim wurden einfache Formulare zur Verfügung gestellt, die er den NS-Opfern zukommen ließ. Die Angaben der Bedürftigen mussten durch Arztberichte, Rezepte und Quittungen der Krankenhäuser belegt werden. Sie wurden anschließend gesammelt und direkt nach Regensburg übermittelt, wo die Ansprüche der Opfer geprüft wurden. Um die Hilfe möglichst schnell und sicher an Ort und Stelle zu bringen, reiste Frau Hana Pfalzova im Auftrag von pax christi Regensburg mehrmals auf die Krim. Antragsteller, die dazu finanziell und gesundheitlich in der Lage waren, wurden gebeten, sich zu einem bestimmten Termin im Vereinshaus einzufinden, wo ihnen ihre Auslagen zurückerstattet wurden. Da jedoch die meisten der etwa 200 Opfer in kleinen, oft schwer zu erreichenden Dörfern wohnen und oftmals gesundheitlich nicht mehr in der Lage sind, ihre Wohnung zu verlassen, wurden diese Menschen von Frau Pfalzova an Ort und Stelle besucht. Seit April 2006 konnte so etwa 200 NS-Opfern schnell und unbürokratisch dringend benötigte Hilfe geleistet werden.



Die persönliche Übergabe der finanziellen Hilfe ist nicht nur unabdingbar, um sicherzustellen, dass sie die Bedürftigen auch in jedem Falle erreicht. Sie ist nicht zuletzt ein Stück persönlicher Anteilnahme am Leiden der NS-Opfer, das diese oft jahrzehntelang verschweigen mussten. Viele von ihnen konnten sich zum ersten Mal einem Menschen anvertrauen! Bei ihren Besuchen in Krankenhäusern oder in der vertrauten Umgebung der alten Menschen konnte Frau Pfalzova den Opfern durch Gespräche oder nur durch das Anhören ihrer Geschichte ein Stück ihrer Würde zurückgeben. Die persönlichen Begegnungen mit der Abgesandten einer deutschen Hilfsorganisation sind für die ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftlinge vielfach ein entscheidender Schritt zur Aussöhnung mit ihrer Vergangenheit und zur Versöhnung mit dem Land, das ihnen in ihrem Leben so viel Unrecht und Leid zugefügt hat.

Vielfach konnten die Lebensschicksale der ZwangsarbeiterInnen und KZ-Häftlinge in Interviews und Fotos dokumentiert und damit manche bislang unbekannten Informationen aus dem Alltag der Opfer gesammelt werden. Aufgrund der Kontakte des Regensburger Projekts war es auch möglich, die ehemalige Nürnberger Zwangsarbeiterin Inna Bekeškina nach Deutschland einzuladen. Im Oktober 2007 konnte Frau Bekeškina von pax christi in Nürnberg begrüßt werden.

Für manchen Betroffenen war das Regensburger Projekt eine letzte Anerkennung seines Leidens und eine späte Möglichkeit, sich mit seinem Schicksal auszusöhnen, denn viele der oftmals schwerkranken Opfer sind mittlerweile verstorben. Dass den noch lebenden Opfern des NS-Regimes ein Leben in Würde ermöglicht wird, fordert ein schnelles und verantwortungsbewusstes Handeln und die Fortführung des bereits bestehenden Projektes.



Um den noch lebenden Opfern des NS-Regimes ein Zeichen zu geben, dass sie und ihr Leiden nicht vergessen sind, wollen wir das begonnene Projekt weiterführen.



! Eine umfassende Dokumentation des Projektes können Sie hier aufrufen ! [1.848 KB]





Schicksale